Gestern war es endlich soweit – der Vorhang öffnete sich für Star Trek Into Darkness!
Ok … es war nicht das erste Mal das ich den Film gesehen habe… am 8.5. konnte ich noch Plätze für die Preview ergattern, allerdings in der deutschen Synchronisation … diese ist… … schaut Euch den Film wenn, dann einfach nur auf Englisch an! 😉 Chris Pine’s und Simon Pegg’s Synchronsprecher gefallen mir einfach nicht und Benedict Cumberbatch ist im Original um läääängen besser.
Während bei der Star Trek Tafelrunde im Grunde schon eine prima Rezension zu finden ist und auch andernorts viel über den eigentlichen Story-Verlauf geschrieben steht, will ich an dieser Stelle einfach mal meine Meinung zum Ausdruck bringen.
Aber eins nach dem anderen (Vorsicht: Spoiler voraus)…
Um es vorweg zu nehmen muss ich festhalten „Star Trek Into Darkness“ gefällt mir über weite Strecken wirklich gut. Es gibt viele Elemente die einem Star Trek Fan auffallen und zum Schmunzeln bringen werden, die Effekte sehen toll aus, der Soundtrack ist in Ordnung und hat hier und da durchaus das Potential richtig gut zu sein. Der Bösewicht, John Harrison aka Kahn, gespielt von Sherlock-Darsteller Cumberbatch, ist einfach klasse und heißt es nicht jede Story ist nur so gut wie ihr Bösewicht? Tja… offenbar hat man das wohl dann dabei belassen und lieber noch ein paar Dollar in die Effekte gesteckt, als sich einfach nochmal ein Wochenende Gedanken über ein paar Holperer im Plot zu machen.
Schon zu Star Trek XI musste ich ein paar Dinge loswerden und leider nötigen sich mir auch beim Schauen des zwölften Kinoabenteuers einige Kritikpunkte auf, die mir den Genuss eben doch ein wenig versalzen:
Die Enterprise versteckt sich im Meer
Hiermit könnte ich fast noch leben, aber habt Ihr Euch im Kino nicht auch gefragt, warum die Enterprise nicht wie gewohnt im Orbit kreist, während das Außenteam auf dem Planeten unterwegs ist? Den Gebrauch des Shuttles kann man ja in guter Trek-Manier mit Störungen in der Atmosphäre bedingen, aber ein Raumschiff im Ozean parken?! Hier ging’s wohl eher um ein paar nette Effekte… Vermutlich hatte ILM noch ein paar Animationen von Battleship übrig und dachte sich man könne diese hier gut wieder verwenden… Schade nur, das man offenbar auch die Sinnfreiheit mitübernommen hat, denn mir ist auch beim zweiten Mal kein Grund eingefallen, warum Kirk mit seinem Flaggschiff auf die Suche nach Nemo gehen sollte…
Kirk verliert die Enterprise – Kirk erhält die Enterprise zurück
Eigentlich ein gutes Story-Element… Kirk verstößt durch die Rettung Spock’s gegen die oberste Direktive und verliert sein Kommando. Das passt in meinen Augen gut zu Kirk, der ja immer schon ein Draufgänger-Typ war und nun gemaßregelt werden soll… Was man hier nicht für eine tolle Geschichte hätte entwickeln können, bei der sich Kirk tatsächlich sein Kommando zurück verdienen hätte müssen…
Aber nein… gefühlte 10 Minuten, nachdem man Kirk sein Schiff weggenommen hat, holt dieser sich sein Kommando zurück – und das auch noch, nachdem sein vermeintlich einziger Fürsprecher Pike das Zeitliche gesegnet hat… Klar, man kann argumentieren, das die Enterprise sonst evtl. keinen Kommandanten gehabt hätte, der sofort hätte einschreiten können, aber mir ging diese Reise nach Jerusalem um den Posten des Captains einfach zu schnell. Verschenktes Potential denke ich…
John Harrison und die Torpedos
Ok. Jetzt kommen wir ans Eingemachte… Kahn wurde von Sektion 31 bzw. Admiral Marcus aufgetaut und damit erpresst, das man seine restliche Crew in der Gewalt hat. Kahn tat also wie ihm geheißen und steuerte sein Wissen (was 300 Jahre alt ist) zum Bau der USS Vengeance bei sowie einiger Langstrecken-Torpedos. Irgendwie nun hat es Kahn dann aber geschafft, seine Leute in ihren Kryo-Kapseln in die Hände zu kriegen und anstatt sie gleich zum Leben zu erwecken, hat er offenbar genug Zeit, Material und unaufmerksame Bewachung, das er 72 Torpedos umbaut, um seine Crew darin zu verstecken… Warum sollte Kahn den Anschlag auf das Archiv bzw. Sektion 31 begehen und danach das Sternenflotten-Hauptquartier zu Brei schießen?! Er hätte sich – mit etwas Geschick die Vengeance unter den Nagel reißen können und wäre taktisch deutlich besser aufgestellt gewesen… Man nenne mich kleinlich, aber ich kann einfach nicht verstehen, wie man solche Plotholes nicht bemerken oder so fahrlässig sein kann, diese bewusst beizubehalten?!
Das ganze hätte ohne viel an der Story ändern zu müssen doch auch funktioniert… Kahn hätte seine Leute nicht in die Torpedos eingebaut, sondern Sektion 31. Die Torpedos wären von Anfang an dafür gedacht gewesen, eine Invasionstruppe von „Supersoldaten“ zur klingonischen Heimatwelt zu schicken. Damit man später alles hätte dementieren können, hätte sich Admiral Marcus den ohnehin schon in Ungnade gefallenen Kirk als Sündenbock für die Mission ausgesucht, damit dieser die Torpedos abfeuert. Marcus hätte seinen Krieg (inkl. taktischem Vorteil, denn Kahns Crew hätte auf Qo’noS kämpfen müssen um zu überleben und wenn die alle so drauf sind wie Kahn, dann Prost Mahlzeit) und der Zuschauer wenigstens einen halbwegs glaubwürdigen Plot… Aber Hintergründe scheinen in unserer modernen Teletubbi-Gesellschaft offenbar immer mehr in den selbigen zu rücken…
Brüste = Box Office Success?
hier bewusst kein Foto
Warum nur zieht sich Carol Wallace aka Marcus ausgerechnet im Shuttle um? Ach ja… Sex sells.
Der Zorn der Copycat
Ok, nach langen Spekulationen ist das Geheimnis nun gelüftet. Harrison ist Kahn (ich find ihn gut!) und die Story orientiert sich (im letzten viertel) an Star Trek II (das find ich wiederum nicht gut). Warum nur konnten die Autoren hier nicht einfach ihre Finger von lassen? Was stimmt nicht mit denen? Anstatt in der neuen Zeitlinie alles anders zu machen, passieren bekannte Dinge nochmal fast 1:1 so, wie sie schonmal passiert sind. Klar – wie es dazu gekommen ist, ist anders – auch Kirks und Spocks Rollentausch macht einen Unterschied, aber im Kern ist hier wenig Kreativität am Werk gewesen. Mir ist schon klar das man Kirk hier hat die „Ich opfer mich“-Rolle aufgedrückt hat, damit man seine Entwicklung zum nun wirklich verantwortungsvollen Captain erkennt, aber da hätte er sich auch anders hervorheben können. Überhaupt schien mir Kirk während des ganzen Films über nur zu reagieren und nicht wirklich zu handeln… Er sagt ja auch selber das er nicht weiß was er tun soll, nur was er tun kann … Wenn alle Captains der Sternenflotte mittlerweile so leicht gestrickt sind, dann freu ich mich schon auf die nächste Borg-Invasion … 1-2 Drohnen dürften genügen…
Ich fand im Kontext von Star Trek II hat die Sterbe-Szene von Spock super funktioniert… Im Kontext von Star Trek XII, wirkt der Tod Kirks einfach nur plump aufgesetzt.
Das Blut von Kahn
Wir müssen nicht bis Star Trek XIII warten – Kirk schlägt noch vor dem Vorhang die Augen wieder auf. Am – offenbar festgetackerten (denn anders kann ich es mir nicht erklären, das das Vieh noch auf dem Tisch liegt, während zwischenzeitlich das Interieur der Enterprise mit der halben Crew tapeziert wurde) – Tribble getestet, erkennt McCoy das Kahns Blut Kirk retten kann. Das allein mag noch in Ordnung sein, aber warum nur muss man dafür Kahn lebend ergreifen, wo man doch 72 seiner Kameraden mim Tiefkühler hat? Kahn lebend zu fangen hat ja bereits zuvor super viel gebracht… Also was soll das?
Uhura als Rettung
Ich habe ja nichts gegen starke Frauen, aber ich bin mir unsicher… ist es eine kluge Entscheidung, eine Kommunikationsoffizierin zur Rettung Spocks herunter zu beamen? Wären nicht vielleicht ein Red-Shirt-Trupp – oder Energieniveau bedingt – wenigstens ein kampferfahrener Sicherheitsmann nicht die bessere Wahl gewesen?
Die Enterprise als Mittel zum Zweck
Schon neu, schon zu klump geschossen… Während ich fand, dass in den früheren Folgen die Enterprise immer als eigener Charakter mitspielte (das treue Schiff zu dem man eine besondere Beziehung hat), dient Abrams Hotrod heute nur noch dazu die Protagonisten von A nach B zu bringen… Nun ist es vielleicht der Story geschuldet, das es mehr um Personen ging, aber mir fehlte ein wenig, das Kirk mal auf seinen vier Buchstaben sitzt und seiner Crew wirkliche Kommandos erteilt die wirklich entscheidend für den Verlauf der weiteren Geschichte sind. Nächstes Mal vielleicht…
—
Klar, ich kann mir jetzt vorwerfen lassen, das ich nur herumnörgle und direkt mit der Motivation ins Kino gegangen bin Fehler zu finden… Dem ist aber nicht so… Ich frage mich einfach nur, warum ich – gerade von Star Trek – offenbar keine schlüssigen Story-Konstrukte mehr erwarten darf. Wie damals zu ST XI frage ich mich, warum ich mein Hirn an der Kinokasse abgeben muss, um unterhalten zu werden?!
Man kann sich Star Trek Into Darkness wirklich anschauen – vermutlich funktioniert der Film für viele die Star Trek II nicht kennen sogar einigermaßen gut – und Cumberbatch’s Kahn macht Lust auf mehr (er hat ja überlebt, vielleicht kommt es ja doch nochmal zu einem ordentlichen Showdown). Da jetzt – offenbar wirklich – die Five-Year-Mission beginnt, darf man zumindest vorsichtig hoffen, das der nächste Kinofilm hier und da in neue Unbekannte aufbricht und endlich die Möglichkeiten nutzt die Abrams & Co. immer so gerne propagiert haben…
Während die Autoren ihre Sache in meinen Augen durchaus besser gemacht haben, als im vorherigen Teil, kann ich dennoch nur appellieren das sie bessere Leute ans Ruder lassen. Wer eine „Story“ zu Transformers schreiben kann, kann eben noch lange kein Star Trek…
Nichtsdestotrotz muss ich mich aber auch selber zurückhalten, denn der Erfolg gibt Abrams leider noch Recht und eine breitere Öffentlichkeit mit Interesse an Trek kann so schlecht nicht sein. Ich kann aber nicht umhin zu befürchten, das ich dem Krus, den mein geliebtes Franchise ansteuert, irgendwann einfach nicht mehr folgen möchte, denn wie schön hätte Into Darkness werden können, wenn man sich nur ein paar tiefergehende Überlegungen gemacht hätte, anstatt nur immer kräftig die Oberfläche zu polieren.
In diesem Sinne und in der Hoffnung auf Besserung.
Werner